Dass die Folgen der Pandemie nicht nur für private Menschen, sondern auch für Unternehmen eine Katastrophe bedeutet, steht inzwischen außer Frage. Laut Experten wird das Bruttoinlandsprodukt deutlich zurückgehen und die Rezession gilt als quasi unabwendbar. Doch was genau kommt auf die deutsche Industrie und Wirtschaft in diesem Jahr alles zu?
Unbekannte Risiken mit ungewissen Folgen
Immer wieder erleben Menschen in den letzten Wochen eine große Unsicherheit. Diese betrifft nicht nur die Gesundheit der Bevölkerung, sondern auch die Entwicklung für die deutsche Industrie. Die Situation, dass Handelspartner, Kunden und Zulieferer aus der ganzen Welt innerhalb weniger Wochen plötzlich ausfallen, ist vollkommen neu. Zu vergleichen ist das Szenario mit einem Krieg, bei welchem die Absicherung gegen Risiken kaum möglich ist.
Ein weiterer Faktor, der die deutsche Industrie schwächen wird: Weil einzelne Länder die Grenzen viel stärker bewachen und teilweise sogar ganz schließen, wird der Transport von Gütern deutlich erschwert. Zwar wird der Transfer von Waren noch aufrechterhalten, dennoch kommt es zu zeitliche Verzögerungen. Besonders betroffen hiervon sind jene Industriezweige, welche auf die Lieferung von Rohstoffen und Waren aus China angewiesen sind. Da das Coronavirus dort zuerst ausgebrochen ist, läuft die Produktion erst schleppend und nur teilweise wieder an. Das bekommt die deutsche Industrie hautnah zu spüren.
Eine schnelle Normalisierung: Der Traum für die deutsche Industrie
Manch Experten rechnen damit, dass sich bei einer baldigen Eindämmung des Coronavirus auch die Rahmenbedingungen für die deutsche Industrie recht bald wieder normalisieren könnte. Die Rede ist von einem sogenannten V-Szenario. Bei anderen Ausbrüchen vor Pandemien ähnelte die Entwicklung einem angedeuteten V: Die Industrie wurde kurzzeitig stark in Mitleidenschaft gezogen; anschließend stieg die Produktion, der Umsatz und somit auch die Gewinne wieder stark an, bis das alte Niveau erreicht wird. Was bei der Schweinegrippe, bei SARS oder bei der bekannten Vogelgrippe geklappt hat, muss allerdings im Falle von Corona bzw. der COVID-19 Pandemie nicht gelten. Bisher sieht es eher aus, als handel es sich um eine langfristige Einschränkung.
Deutsche Industrie ohne Stabilität in den nächsten Monaten oder Jahre
Inzwischen zeichnet sich ab, dass Coronavirus auch auf die Wirtschaft in vielen verschiedenen Ländern weitreichendere Folgen haben wird, als andere global auftretende Infektionskrankheiten. Einige pessimistische Voraussagen für die deutsche Wirtschaft gehen davon aus, dass sich ein L-Szenario ergeben wird. Hier würden sich die fehlenden Einnahmen und die Lahmlegung der Industrie über ein wesentlich längeren Zeitraum hinziehen als bei oben erwähnten V-Szenario.
Leider kommt es bei den zu erwartenden Auswirkungen nicht allen auf die Entscheidungen und die finanzielle Unterstützung seitens des Staates für deutsche Unternehmen an. Vielmehr hängt die Industrie in unserem Land in hohem Maße von der Industrie aus anderen Ländern ab. Meistens werden nur einzelne Komponenten hier produziert, andere Teile stammen aus dem Ausland. Gleiches gilt für Rohstoffe und Arbeitskräfte. Schaffen es Länder auf der ganzen Welt nicht, das Coronavirus und dessen Auswirkungen auf die Wirtschaft einzudämmen, droht das L-Szenario für die deutsche Industrie. Hier geht es steil bergab, bis ein sehr niedriges Niveau erreicht wird.
Am Tiefpunkt werden viele Unternehmer bereits geschlossen haben, welche der Industrie zuzuordnen sind. Im weiteren Verlauf – hierbei kann es sich um Monate oder gar Jahre handeln – kann sich die Industrie und die Gesamtwirtschaft nicht mehr erholen, sondern verharrt auf diesem niedrigen Level. Weder die Produktion noch der Konsum würden sich in diesem Fall normalisieren. Der Wegfall ganzer Industriezweige wäre in diesem Fall nicht ausgeschlossen. Diverse Produktsparten würden nicht mehr produziert oder verkauft.